Der Scheidige Gelbstern (Gagea spathacea) in Deutschland: Schutzstrategien im Rahmen einer nachhaltigen Waldnutzung in Zeiten globalen Wandels

Das Verbundprojekt aus Forschung und Praxis entwickelt Schutzmaßnahmen für den Scheidigen Gelbstern (Gagea spathacea). Die zierliche Pflanze liebt nährstoffreiche und bodennasse Eschen- und Eschen-Buchenwälder und hat einen weltweiten Verbreitungsschwerpunkt in Schleswig-Holstein. Das Projekt dient der Umsetzung der NBS und wird gemeinsam vom BMBF und vom BMU gefördert.
Scheidiger Gelbstern. Foto: Knut Sturm Scheidiger Gelbstern. Foto: Knut Sturm Scheidiger Gelbstern. Foto: Werner Härdtle Scheidiger Gelbstern. Foto: Werner Härdtle Scheidiger Gelbstern. Foto: Knut Sturm Scheidiger Gelbstern. Foto: Knut Sturm

Im Mittelpunkt dieses Verbundprojekts aus Forschung und Forstpraxis steht der Scheidige Gelbstern (Gagea spathacea). Die zierliche gelb blühende Pflanze hat weltweit betrachtet den Vorkommensschwerpunkt in Deutschland und gilt daher als eine Art, für deren Erhalt Deutschland eine besondere Verantwortung trägt. Ziel des Projekts ist der langfristige Schutz der Art in Deutschland. Dies soll insbesondere durch eine auf den Erhalt der Art ausgerichtete Waldbewirtschaftung erreicht werden.

Der Scheidige Gelbstern wächst in nährstoffreichen und bodenfeuchten Eschen- und Eschen-Buchenwäldern der schleswig-holsteinischen Moränenlandschaften. Die Art ist sehr standortgebunden und breitet sich von alleine nicht in andere entfernte Standorte aus. Das hängt damit zusammen, dass sie sich überwiegend über so genannte Bulbillen vermehrt, das sind Brutknospen, die, wenn sie reif werden, von der Pflanze abfallen und dann – in unmittelbarer Nähe der Mutterpflanze – Wurzeln bilden.

Aufgrund ihrer speziellen Standortbedürfnisse und ihrer geringen Anpassungs- und eingeschränkten Ausbreitungsfähigkeit ist der Fortbestand der Pflanzenart bei Verlust oder Veränderungen ihrer angestammten Lebensräume gefährdet. Im Rahmen des Projekts wird erforscht, wie sich klimabedingte sowie anthropogene Veränderungen ihres Lebensraums auf den Fortbestand und die Ausbreitung der Pflanzenart auswirken und welche Maßnahmen ergriffen werden können, um ihren Bestand dauerhaft zu sichern.

Die Pflanze bevorzugt bodennasse Standorte. Entwässerung und das klimabedingte Trockenfallen von Lebensräumen spielen daher vermutlich eine besondere Rolle beim fortschreitenden Verlust von adäquaten Standorten. Aber auch der Einfluss von Klimaerwärmung, Stickstoffeinträgen aus der Luft und forstwirtschaftlichen Eingriffen auf Lebensraum und Population der Pflanze werden untersucht.

Die zentralen wissenschaftlichen Fragestellungen des Projekts sind:

  • Welche Standorte werden von der Art besiedelt und welchen Einfluss haben Waldgeschichte und forstliche Nutzung auf den gegenwärtigen Bestand?
  • Was sind die wichtigsten Gefährdungsfaktoren für die Art?
  • Wie wirken sich Umweltveränderungen wie Klimaerwärmung, Stickstoff-Eutrophierung und Lebensraumfragmentierung auf den Bestand aus?
  • Verstärken sich die Einflüsse von Klimaerwärmung und Stickstoffeinträgen gegenseitig?
  • Wie lassen sich Waldstandorte für die Art wiederherstellen und wie schnell lassen sich solche Standorte neu besiedeln?
  • Welche Bedeutung könnte der Transfer von einzelnen Pflanzen im Sinne einer assisted migration für das Überleben der Population haben?
  • Wie lassen sich Waldbauverfahren im Hinblick auf den Schutz der Biodiversität im Wald unter Vermeidung ökonomischer Verluste optimieren?

Das Projektgebiet besteht aus ausgewählten Waldflächen in der Jung- und Altmoräne zwischen Lübeck und Kiel sowie im Landesteil Schleswig. Diese Standorte liegen im Zentrum des Verbreitungsgebiets des Scheidigen Gelbsterns in Deutschland und weisen die derzeit weltweit größten Vorkommen dieser Art auf.

Das im Rahmen des Programms „FuU – Forschungsvorhaben zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ aus Mitteln des BMBF und des BMU geförderte Verbundprojekt beruht auf einer engen Zusammenarbeit zwischen Forschung und forstlicher Praxis. Wissenschaftlich neue Befunde können auf diese Weise unmittelbar in naturschutzpraktisches Handeln übertragen und hinsichtlich ihrer Erfolgschancen kontrolliert werden. Konkrete Waldbau- und Restitutionsmaßnahmen sowie populations- und autoökologische (auf die Wechselwirkung zwischen einer Art und ihrer Umwelt ausgerichtete) Experimente im Gelände und im Gewächshaus werden wissenschaftlich auswertbare Erkenntnisse zur Sensibilität der Art gegenüber sich verändernden Umweltbedingungen erbringen. Daraus werden schließlich konkrete Empfehlungen für die Forstwirtschaft abgeleitet.

Die Verbundpartner

Forschungspartner

Die Leuphana Universität Lüneburg ist verantwortlich für die Gesamtkoordination des Verbundvorhabens, alle Forschungsarbeiten, die Optimierung von Bewirtschaftungskonzepten, Zwischen- und Abschlussberichte, Evaluation sowie Öffentlichkeitsarbeit.

Umsetzungspartner

Das Stadtforstamt Lübeck und die Kurt und Erika Schrobach-Stiftung Kiel sind Umsetzungspartner des Verbundvorhabens. Sie stellen die Flächen zur Verfügung und sind zuständig für Flächeneinrichtung und management, führen ökonomische Analysen durch, bewerten diese und unterstützen die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts.

Weiterer Kooperationspartner sind das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR), Kiel, sowie die Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Schleswig-Holstein u. Hamburg e. V., Kiel.

 

Projekt-Steckbrief

Förderung auf der Basis der Bekanntmachung des BMU und des BMBF zur Förderung von Forschungsvorhaben zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. 
zur Bekanntmachung

Förderschwerpunkt: Verantwortungsarten

Bundesland: Schleswig-Holstein

Laufzeit: 01.11.2013 bis 30.06.2020

Gesamt-Finanzvolumen: 561.870 €

davon finanziert durch BMBF: 432.383 €
davon finanziert durch BMU/BfN: 129.487 €

Verbundpartner:
Leuphana Universität Lüneburg (Verbundkoordination, Forschungspartner)
Stadtforstamt Lübeck (Umsetzungspartner)
Kurt und Erika Schrobach-Stiftung Kiel (Umsetzungspartner)

Fördergeber: gemeinsam gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) [Forschungspartner] sowie dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU)/ Bundesamt für Naturschutz (BfN) [Umsetzungspartner]

Webseiteder-scheidige-gelbstern.html

Ansprechpartner im Auftrag des BMBF:

Dr. Rainer Sodtke
DLR Projektträger
Umwelt, Kultur, Nachhaltigkeit
Heinrich-Konen-Str. 1
53227 Bonn

Tel: 0228 3821 1561
E-Mail: rainer.sodtke@dlr.de

Ansprechpartnerin im Auftrag des BfN:

Dr. Susanne Wurst
Programmbüro des Bundesprogramms Biologische Vielfalt
im DLR Projektträger
Heinrich-Konen-Str. 1
53227 Bonn

Tel: 0228 3821 1670
E-Mail: susanne.wurst@dlr.de