WiNat – Wildnis Naturerbe. Naturwald-Entwicklung und Wildnisgebiet-Umsetzung im Nationalen Naturerbe

Die natürliche Entwicklung von Wäldern ist Leitbild für die Flächen des Nationalen Naturerbes. Die Waldbestände, häufig ehemals bewirtschaftete strukturarme Kiefernwälder, dauerhaft aus der Nutzung zu nehmen und möglichst schnell einer natürlichen Entwicklung zuzuführen, ist Schwerpunkt des Forschungsprojekts.
Kiefernforst, DBU-Naturerbe Rüthnicker Heide. Foto: DBU Naturerbe/H. Culmsee Kiefernforst, DBU-Naturerbe Rüthnicker Heide. Foto: DBU Naturerbe/H. Culmsee Totholzreicher Buchenwald, DBU-Naturerbe Ueckermünder Heide. Foto: DBU Naturerbe/H. Culmsee Totholzreicher Buchenwald, DBU-Naturerbe Ueckermünder Heide. Foto: DBU Naturerbe/H. Culmsee Buchenhallenwald, DBU-Naturerbe Prora. Foto: DBU Naturerbe/H. Culmsee Buchenhallenwald, DBU-Naturerbe Prora. Foto: DBU Naturerbe/H. Culmsee

Die natürliche Entwicklung von Wäldern ist Leitbild für die Flächen des Nationalen Naturerbes, die damit einen besonderen Stellenwert in der Umsetzung der NBS besitzen. Die Waldbestände sollen dauerhaft aus der Nutzung genommen und möglichst schnell einer natürlichen Entwicklung zugeführt werden. Bei den Naturerbeflächen, die an die Deutsche Bundesstiftung Umwelt übertragen wurden, handelt es sich häufig um ehemals bewirtschaftete strukturarme Kiefernwälder, deren Überführung in naturnahe Wälder mit reifen Waldentwicklungsstadien ein langfristiger Prozess ist. Im Zentrum des vom BMBF und vom BMU gemeinsam geförderten Forschungsprojektes „WiNat – Wildnis Naturerbe“ stehen zwei Fragen: Wie lässt sich der bereits erreichte Stand der Naturnähe auf Naturerbeflächen und in Naturwaldreservaten messen, und mit welchen Maßnahmen lässt sich die Entwicklung hin zu mehr Naturnähe der Kiefernwälder effizient beschleunigen? Das Verbundprojekt wird von der DBU Naturerbe GmbH koordiniert.

Monitoring der Naturnähe

Im Rahmen von WiNat wird ein standardisiertes Monitoringsystem, mit dem sich die Naturnähe von Wäldern im Norddeutschen Tiefland bewerten lässt, entwickelt und in verschiedenen Untersuchungsgebieten erprobt. Es handelt sich um einen Naturnähe-Index, in den zahlreiche messbare Kenngrößen einfließen. Die Naturnähe wird dabei mit Blick auf die Biodiversität, die Struktur und die ökologische Funktion der Wälder erfasst. Beispiele für solche Kenngrößen sind Totholzanteile, Stickstoff- und Kohlenstoffvorräte im Boden oder das Vorhandensein typischer Pilze und Flechten. Die Untersuchungen sollen als wissenschaftlich abgesicherter Prototyp für den großflächigen Aufbau von Monitoring- und Evaluierungsverfahren für die Naturwaldentwicklung dienen.

Experimente zur Waldrenaturierung

In einem zweiten Schwerpunkt von WiNat wird getestet, mit welchen gezielten Eingriffen sich die Naturnähe von ursprünglich reinen Kiefernbeständen erhöhen lässt. Hierzu könnten forstwirtschaftliche Maßnahmen wie das Erzeugen kleiner Kronendachlücken, die Anreicherung von Totholz und andere dienen. Die Versuche zielen darauf, herauszufinden, welche Verfahren mit möglichst geringem Aufwand die größte Wirkung zeigen. Denn die Waldbestände des DBU-Naturerbes sollen möglichst schnell und kosteneffizient einer natürlichen Entwicklung ohne weitere Eingriffe durch den Menschen zugeführt werden.

Fachleute im Fokus

Das Projekt ist überregional angelegt. Die Ergebnisse sind vor allem für die Eigentümer von Waldflächen relevant, die einer natürlichen Entwicklung überlassen werden sollen.  Die Erfahrungen mit der Erhöhung der Naturnähe von früheren Wirtschaftswäldern werden aber auch Forstbetrieben zugutekommen, die Waldflächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Naturschutz anbieten.

Die Verbundpartner

Umsetzungspartner

Die DBU Naturerbe GmbH ist verantwortlich für die Entwicklung und Erprobung des Bewertungs- und Monitoringsystems für die Naturnähe von Wäldern und die experimentelle Erprobung von Maßnahmen zur Erhöhung der Naturnähe von Kiefernreinbeständen auf Flächen des Nationalen Naturerbes. Darüber hinaus koordiniert sie den Projektverbund, stellt Versuchsflächen und Daten bereit, organisiert Fachveranstaltungen für Forstwirtschaft und Naturschutz und führt die begleitende Öffentlichkeitsarbeit durch.

Forschungspartner

Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt stellt Waldflächen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt zur Verfügung, entwickelt und erprobt ein Stichprobenverfahren zur Erfassung und Charakterisierung von Totholz und Strukturen reifer Waldentwicklungsstadien, analysiert Naturnäheunterschiede auf den Untersuchungsflächen und erarbeitet einen Methodenleitfaden für das Monitoring der Naturnähe von Wäldern.

Die Georg-August-Universität Göttingen beurteilt die Naturnähe der Laub- und Kiefernwaldbestände durch Untersuchungen von Biomasse, Derbholzzuwachs, oberirdischer Streuproduktion, der Vorräte an Bodenkohlenstoff, -stickstoff und basischen Kationen sowie der Diversität und Artenzusammensetzung der epiphytischen Flechten- und Moosgesellschaften.

 

Projekt-Steckbrief

Förderung auf der Basis der Bekanntmachung des BMU und des BMBF zur Förderung von Forschungsvorhaben zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt.
zur Bekanntmachung

Förderschwerpunkt: Sichern von Ökosystemdienstleistungen

Bundesland: überregional (Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen)

Laufzeit: 01.08.2014 – 31.10.2020

Gesamt-Finanzvolumen: 2.167.226 €

davon finanziert durch BMBF: 679.219 €

davon finanziert durch BMU/BfN: 1.100.777 €

Verbundpartner: DBU Naturerbe GmbH (Verbundkoordination, Umsetzungspartner), Georg-August-Universität Göttingen (Forschungspartner), Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (Forschungspartner) 

Fördergeber: gemeinsam gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und nukleare Sicherheit (BMU)/ Bundesamt für Naturschutz (BfN)

Webseite: www.wildnis-naturerbe.de/

Ansprechpartner im Auftrag des BMBF

Dr. Rainer Sodtke
Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.
Umwelt, Kultur, Nachhaltigkeit
Heinrich-Konen-Str. 1
53227 Bonn

Tel:  0228 3821 1561
E-Mail: rainer.sodtke@dlr.de

Ansprechpartnerin im Auftrag des BfN:

Dr. Susanne Wurst
Programmbüro des Bundesprogramms Biologische Vielfalt
im DLR Projektträger
Heinrich-Konen-Str. 1
53227 Bonn

Tel: 0228 3821 1670
E-Mail: susanne.wurst@dlr.de